Holz und Wein – Zwei Welten, Zwei Meinungen
Die Beziehung zwischen Holz und Wein spaltet die Meinungen der Weinkenner. Während die einen betonen, dass Holz und Wein untrennbar miteinander verbunden sind und das Barrique als Zauberwort für Rotweinliebhaber gilt, argumentieren die anderen, dass ohne die Erfindung des Edelstahltanks viele gute Weine nicht möglich wären.
Das Geheimnis des Barrique: Individualität und Komplexität des Weins
Ein Holzfass ist mehr als nur romantische Atmosphäre im Keller; es verleiht dem Wein seine individuelle Charakteristik und Komplexität. Der Blick auf das Geheimnis des Holzfasses und den Reifungsprozess, den der Wein im Barrique erlebt, offenbart die Vielschichtigkeit dieser traditionellen Methode.
Der Einfluss des Barrique: Reifung, Charakter und Geschmack des Weins
Der Ausbau im Barriquefass hat einen entscheidenden Einfluss auf den Stil und Charakter des Weins, der dort mindestens einige Monate, oft Jahre, reift. Der Grad des Einflusses hängt von Faktoren wie der Größe und dem Alter des Fasses ab. Der Fassausbau erfordert nicht nur Wissen und Erfahrung, sondern fördert auch die Klärung und Stabilisierung des Weins.
Toasten für Aromenvielfalt: Die Kunst des Fasseinbrands im Barrique
Ein wichtiger Aspekt des Barriqueausbaus ist das “Toasten” oder der Fasseinbrand. Durch das Biegen der Fassdauben über Eichenholzfeuer entstehen unterschiedliche Toasting-Stufen. Diese beeinflussen die Aromen des Weins – von weicher Vanille bis zu intensiven Kaffee-, Tabak- oder rauchigen Noten. Die Wahl zwischen französischen und amerikanischen Eichenfässern hinterlässt sogar einen feinen Unterschied im Geschmack.
Erfahrene Hand am Werk: Das Dosieren des Holzeinsatzes im Barriqueausbau
Ein erfahrener Kellermeister, der die Bedürfnisse seines Weins kennt, spielt eine entscheidende Rolle im Barriqueausbau. Da ein Fass einen Großteil seines Aromas nach der ersten Füllung verliert, wird es nur zwei- bis dreimal verwendet. Die Mischung von Erst- und Zweitbelegungen ermöglicht es dem Kellermeister, die Geschmacksintensität zu steuern und sicherzustellen, dass der Wein die gewünschte Holznote erhält.
Holz oder Stahl: Die Wahl des richtigen Materials für den Weinausbau
Die Entscheidung zwischen Holz und Stahl beim Weinausbau hängt von verschiedenen Faktoren ab, die jeweils ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen. Frisches Holz gibt viele Tannine und Phenole an den Wein ab, was ihn natürlich langlebig und haltbar macht. Bei Rotweinen ermöglicht die Sauerstoffzufuhr durch die Poren des Holzfasses eine Verbindung der herben Tannine zu größeren Molekülen, wodurch der Wein weicher, komplexer und milder wird – ganz ohne künstliche Mikrooxidation. Das Geheimnis der Reifung im Fass liegt hierin.
Vorteile des Stahltanks: Hygiene und Frische ohne Holzaroma
Ein moderner Stahltank bietet jedoch auch klare Vorteile. Er ist hygienisch und gibt im Gegensatz zu alten Holzfässern keinen “muffig-modrigen” Eigengeschmack ab. Kritiker des Holzfasses argumentieren, dass Aromen wie Vanille aus der Mode kommen und bevorzugen den quasi unverfälschten, traubeneigenen Geruch und Geschmack. Zudem sind Weine aus dem Edelstahl Weinbehälter jung trinkbar und müssen nicht lange gelagert werden.
Alternative Methoden: Eichenspäne und künstliche Aromen
Um die Kosten von Barriqueweinen zu reduzieren, werden im internationalen Weinbau alternative Methoden verwendet, um den Holzgeschmack zu erzeugen, ohne dass der Wein in Holzfässern gelagert wird. Hierzu werden sogenannte Chips – Eichenspäne – zugesetzt oder das Barriquearoma in pulverförmiger oder flüssiger Form hinzugefügt. Seit Oktober 2006 sind Eichenholzchips in der EU für die Weinherstellung erlaubt, während der Zusatz künstlicher Aromen weiterhin verboten ist. Es besteht keine Deklarationspflicht für solche Weine, aber sie dürfen nicht als “Barriqueweine” vermarktet werden. Die Kennzeichnung “im Barriquefass vergoren”, “im Barriquefass ausgebaut” oder “im Barriquefass gereift” ist ausschließlich traditionellen Barriqueausbauten vorbehalten.